Pratyahara – Konzentration auf die Stille
Aus meinem Beitrag „Entspannungsübungen“ zur Challenge Sichtbarwerden von Christina Emmer stammt die Konzentrationsübung Pratyahara, das Zurückziehen der Sinne. Stress entsteht zum Beispiel, wenn wir geplagt sind von zu vielen Gedanken, Zweifeln oder Ängsten, Sorgen, die sich um Haben, Besitzen, Vergleichen drehen. Wir finden keine Ruhe, weil wir uns mit dem Außen identifizieren.
Pratyahara, das Zurückziehen der Sinne
Für solche Situationen ist die Meditations-Übung Pratyahara, das Zurückziehen der Sinne, sehr hilfreich. Du gönnst Dir damit einen Rückzug vom Stress, von den Dingen, von denen Du Dich vielleicht überfordert, überrollt fühlst, zu einem Ort der Stille, in Dir. Die Übung oder Haltung stammt aus den Schriften des Yoga Sutra von Patanjali. Dort geht es im Vers 3.5 ff um die Befreiung von der Identifikation mit den Objekten, mit Wünschen, den Samskaras.
Endlich Ruhe!
Für diese Meditation musst Du Dich nicht in ein stilles Kämmerlein mit Kerzenschein zurückziehen. Wann immer etwas an uns zieht, etwas zu viel wird, zu viele Gedanken oder Sinneswahrnehmungen da sind, ist Pratyahara die Übung, die uns wieder zentriert, nach innen führt.
So geht´s:
- Schließe die Augen. Atme einige Male tief in den Bauch: Die Bauchdecke hebt sich beim Einatmen und senkt sich beim Ausatmen. Lasse dann den Atem natürlich fließen.
- Richte deine Sinne nun zuerst auf das Außen. Nimm wahr, was Du vor dem inneren Auge siehst, was Du hörst, was Du riechst. Nimm das wahr, ohne es zu bewerten, sei nur Beobachter, der Wahrnehmende. Richte Deine ganze Konzentration auf die Wahrnehmung, ohne sie in laut, leise, schnell, langsam, störend etc. einzuteilen, sei ganz wertfrei. Ich höre das Motorengeräusch – ich lasse es vorüberziehen. Ich nehme Stimmen wahr – ich lasse sie plätschern.
- Du wirst merken, dass gerade zu Beginn dieser Übungen die Konzentration sehr schnell nachlassen wird und Bewertungen sich einschleichen. Wiederhole dann die Wahrnehmung eines einzelnen Sinnesobjektes. Wenn Du konzentriert wertfrei beobachtest, wirst Du Deine Konzentration mehr und mehr auf „Innen“ verlagern.
- Das ist der zweite Schritt: Ziehe die Aufmerksamkeit von den Objekten ab und richte sie nach Innen. Komme in Dir zur Ruhe. Dein Geist hat dabei sozusagen das Kommando, wenn Du erkennst, dass nichts da draußen so wichtig oder relevant sein kann, dich von der Stille abhalten kann… Klingt leicht, dauert ein wenig, Übung macht den „Meister“.
Praktiziere dies, wann immer nötig oder möglich, es gibt hier keine Regeln, außer der, nicht aufzugeben…
„Chaos & Verwirrung existieren nur an der Oberfläche. Tauche tief in deine Mitte ein, indem du dich von den sinnlichen Objekten zurückziehst und nach innen schaust; du wirst vollkommene innere Stille finden und höchsten Frieden genießen. Das ist Pratyahara. Nichts kann dein Gleichgewicht, deine Ruhe stören.“
Swami Sivananda