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Reis, Rituale & Ruhe bei sensiblem Vata | 15 min
Head in the Clouds, wo ist er denn, mein Gedanke von gerade, 14 Bücher neben dem Bett und vier davon angelesen, weil einfach zu müde abends? Diese Muster deuten auf eine Vata-Konstitution hin….
Prakriti – individuelle Konstitution im Gleichgewicht
Nach der ayurvedischen Gesundheitslehre sind wir Menschen mit individuellen Anteilen der drei Doshas ausgestattet – und zwar von Geburt an. Die Konstitution, in der wir geboren werden, Prakriti, bestimmt das für uns harmonische Gleichgewicht. Persönlichkeit, unsere Vorlieben und Neigungen entsprechen dann der vorwiegenden Konstitution, die für alle aus unterschiedlich starken Anteilen von Vata, dem Bewegungsprinzip, Element Luft, Pitta, Feuerelement und Kapha, dem Strukturprinzip, Erdelement, besteht. Das vorherrschende Element neigt dazu, zu stark oder auch zu unterrepräsentiert zu sein, wenn wir uns nicht ausreichend darum kümmern. Ausgleich erreichen wir über die Säulen Ernährung, Bewegung, Verhalten und Einstellung sowie geistige und seelische „Nahrung“.
Bist Du ein Vata-Typ?
- Offener Mensch, sehr flexibel, kann gut mit Menschen umgehen
- Redegewandt, schnell
- Ist gerne Aktiv
- Große Fantasie und Ideenreichtum, ist kreativ, sensibel, körperlich und geistig beweglich
- Liebt Abwechslung und geistige Herausforderungen, tendenziell fehlen schnell Beständigkeit und Kraft, die vielen Ideen auch umzusetzen
- Körperbau, feingliedrig und zart, schlank bis hager, leptosom
- Haut: trocken, leicht faltig
- Schleimhäute leicht trocken
- Stimmungsschwankungen
- Ist schnell, sehr schnell, in seinen Bewegungen und in der Auffassungsgabe
- Geringes Gefühl für Zeit und Grenzen
- Kann sich schlecht entscheiden
- Unregelmässige Essenszeiten
- Leben ist eher turbulent bis zu Extremen
- Liebt Wärme, meidet Kälte und Wind, leiden in der kalten Jahreszeit. Neigt zu Zugempfindlichkeit
- Hat leicht Verspannungen, Gelenksprobleme, Erkrankungen der Atemwege, des Nervensystems und des Dickdarms
- Ist leicht nervös und macht sich leicht Sorgen,ÄAngste
- Neigt unter Stress schnell zu Konzentrationsschwäche und Erschöpfung
Das sich der Vata Typ leicht überanstrengt und schwer zu Ruhe kommt, sind eine ausgewogene und typgerechte Ernährung, das richtige Mass an Bewegung und eine hilfreiche innere Einstellung für ihn besonders wichtig.
Die richtige Ernährung für Vata-Typen
Der Vata-Typ mag es es warm und erdverbunden. Überwiegend warme, gekochte Mahlzeiten bekommen ihm ausgezeichnet. Die Nahrung sollte frisch gekocht, nahrhaft und leicht verdaulich sein. Der Vata-Typ reagiert sehr gut auf die Verwendung hochwertiger Öle. Das isst er in der Regel gerne und hilft ihm, sein Vata ins Gleichgewicht zu bekommen:
- Süße Früchte, Aprikosen, Avocados, Bananen, Beerenobst, Kirschen,
- Kokosnuss, Feigen (frische), Grapefruit, Trauben, Zitronen, Mangos,
Melonen (süße), Orangen, Papaya, Pfirsiche, Ananas, Pflaumen, süsse Beeren
- Gekochtes Gemüse, Spargel, Rote Beete, Karotten, Gurke, Knoblauch, Kartoffeln, Grüne Bohnen, Okra (gekocht), Zwiebel (gekocht), Kartoffel (süß), Rettich, Zucchini
- Reis und Weizen
- Mung-Bohnen, Tofu, schwarze und rote Linsen
- Alle Nusssorten, in kleinen Mengen
- Süßes Obst
- Reis
- Alle Gewürze
Das sollten Vata-Typen vermeiden:
- Trockenfrüchte, Äpfel, Preiselbeeren, Birnen, Kaki, Granatäpfel, Wassermelonen
- Rohes Gemüse, Broccoli, Rosenkohl, Kohl, Blumenkohl, Stangensellerie, Aubergine, Blattgrün*, Salat*, Pilze, Zwiebel (roh), Petersilie*, Erbsen, Paprika, Kartoffeln (weiße), Spinat*, Sprossen*, Tomaten* (*in Maßen, mit Öl angemacht)
- Gerste, Buchweizen, Mais, Hirse, Hafer (trocken), Roggen; Vollkornprodukte nur eingeschränkt
- Weißer Zucker
- Hülsenfrüchte ausser siehe unten
Tipp: Vata-Menschen sollten sich noch mehr als andere Zeit für ihre Mahlzeiten nehmen und zu regelmäßigen Zeiten essen. Ein gute Übung für Vata: Jeden Bissen einzeln und bewusst kauen, immer in Ruhe und nur in entspanntem Ambiente essen.
Ayurvedisches Wasser für den Vata-Ausgleich: Zwei Liter Wasser fünf Minuten lang kochen. Drei Blätter Minze, 1/2 Teelöffel Fenchelsamen und 1/4 Teelöffel Eibischwurzeln hinzufügen. Warm halten und über den Tag verteilt trinken.
Rituale – Vata-Menschen im Tagesablauf
Der beste Tipp zu Beginn: Stehe früh auf und beginne den Tag in Ruhe!
Zu viel Wind, also Unruhe, bekommt Vata-Menschen nicht. Versuche, Deinen Tagesablauf so gut es geht zu strukturieren und zu ritualisieren: Stehe zu der gleichen Zeit auf, achte auf ein Morgenritual, iss, falls möglich, immer zu den gleichen Zeiten. Das gleiche gilt für das Schlafengehen.
Pflege alle regelmäßige Gewohnheiten – Vata braucht Struktur, Regelmäßigkeit und Routine. Die damit verbundene Erdenergie gleicht Vata aus und senkt es. Gönnen Sie sich ausreichend Erholungspausen und Ruhe – ebenfalls über den Tag verteilt. Vatamenschen erschöpfen sehr schnell – daher sollten sie sich niemals überfordern – mental und körperlich.
Sport & Bewegung für Vata-Ausgleich
Vata ist das Bewegungsprinzip – alles ist in Bewegung, strebt nach Ausgleich. Für Vatamenschen ist Bewegung daher natürlich und sichert auch ganz besonders ihr Gleichgewicht. Dabei ist alles, was nicht zu anstrengend und hektisch ist, empfehlenswert: Bewegungs- und Trainingseinheiten sollten dem tendenziell rasch ermüdendem Vata-Element angepasst sein. Zu harte Beanspruchungen, wie harte Tempoläufe z.B., können Vata verstärken. Daher ist insbesondere auf Entspannungsphasen und Pausen zu achten. Besonders Sportarten wie mittlerer Ausdauersport, meditative, entspannende Bewegungsabläufe wie Yoga, Tai Chi, auch Walking und Schwimmen tun dem Vata-Typen gut.
Vata-Störungen
Das Vata Dosha steuert das Nervensystem, Atmung sowie die Bewegungsabläufe im Körper, also Blutfluss, Nahrungstransport durch den gesamten Verdauungstrakt, Leitung der Reize in den Nervenbahnen sowie den Luftaustausch über Atemorgane. Laut der ayurvedischen Lehre vom energetischen Gleichgewicht existiert zuerst Ungleichgewicht im psychisch-energetischen Bereich, bevor sich die Disharmonien als Krankheiten manifestieren. Typisch für unsere schnelllebige und hektische Zeit sind Vata-Störungen: Überforderung auf körperlicher, seelischer oder geistiger Ebene durch (Existenz)Ängste, Leistungsdruck, die vielen Impulse durch Medien und Menschen, Lautstärke und Stress treiben Vata hoch und führen zu Energieverlust. Anzeichen einer Vata-Störung können sein:
- Atemnot
- Schlaflosigkeit, Einschlafstörungen, Durchschlafstörungen, zu leichter Schlaf
- Innere Unruhe, Nervosität, Gedächtnisverlust
- Tinnitus, Schwerhörigkeit, Geräuschsüberempfindlichkeit
- Depressionen, Stimmungsschwankungen, Neigung zu Grübeleien, Sorgen, Ängsten
- Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen, Arthritis und Nervenleiden
- Mangelnde Versorgung des Körpers, Unterernährung
- Verdauungsstörungen, Verstopfung, Blähungen und Gase im Bauchraum
- Schlechte Durchblutung, Störung der Libido
- Schmerzen, Taubheitsgefühl und Krämpfe der Muskulatur
- Ausmergelung, Gewichtsverlust, Zittern, Zuckungen, Schwindel
Übungen für den Vata-Ausgleich
Feinsinnig, wechselhaft, flexibel und rastlos – dem sensiblen Nervenkostüm der Vata-Menschen kommt in erster Linie eine gemäßigte Lebensführung zugute: Dazu gehören neben einer angemessenen Ernährung Ruhe, ausreichend Schlaf, Pausen und eine gelassene Einstellung. Mit einer entspannten Haltung und einer guten Einteilung der Aufgaben lassen sich die Anforderungen des Alltags am besten managen:
Alle Übungen, die erden, zentrieren, der Konzentration dienen:
- Lege Dir Rituale für einen ruhigen Start in den Tag zu: Komplizierte Prozesse und Aufgaben müssen warten. Hilfreich dafür: Pranayama und Meditation am Morgen. Kümmere Dich also besonders am sehr frühen Morgen (2 bis 6 Uhr) und am Nachmittag (14-18 Uhr) um Ruhe und Ausgleich.
- Sorge für Entspannungspausen: Ein bisschen Yoga in der Mittagspause, zentrierende und erdende Asanas wie Tadasana, Savasana und ausgleichende Atemübungen oder Kriyas, ein Spaziergang oder Rückzug in die Stille, wann immer das möglich ist.
- Tägliche Übung für die innere Haltung: Anstatt es jedem Recht machen zu wollen, und sich damit schnell zu verhaspeln, bemühe dich um innere Weichheit, Freundlichkeit und Respekt gegenüber anderen, aber nicht um den Preis des nicht-nein-sagen Könnens: Übe Unterscheidungskraft! Erweitere Deine Komfortzone um neue Bereiche und Horizonte!
- Konzentrationsübungen sind wichtig, um einen Schritt nach dem anderen gehen zu können. Clustere Deine Aufgaben und Vorhaben nach Prioritäten, z.B. mit einer Kreativitätstechnik wie Mindmapping. Ansonsten können die vielen Interessen einfach zu viel werden….
- Mal die Perspektive wechseln und die Dinge mit Abstand betrachten… muss ja nicht gleich der Kopfstand sein! Perspektivtechniken wie Meta-Mirror, systemische Aufstellungen oder Einlassen darauf „In den Schuhen den Anderen zu gehen“ können höchst aufschlussreich sein!
- Nimm Dir Zeit für Dich. Entspanne Dich mit warmen Bädern und Massagen! Pflege Deinen Ausgleich mit einem guten Netzwerk von Familie und Freunden, Entspannungsauszeiten, Zeit in der Natur und für Dich selbst!
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Om Gam Ganapataye Namaha
ॐ गम गणपतये नमः
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Zu den Übungen für Pitta– und Kapha-Typen